Ludwig (Ludvík) war das jüngste der Fiala-Geschwister (Anton, Josef, Stefanie, Ludwig). Wegen eines Klumpfußes war er vom Militärdienst befreit. Das hat ihn aber nicht gehindert, Sport im Rahmen des tschechischen Turnvereins Sokol (Falke) zu betreiben. Außerdem spielte er auch Volleyball. Der Sokol veranstaltet immer wieder spektakuläre Turnfeste in der ganzen Welt. Es war möglicherweise die Spartakiade 1948, bei der sowohl meine spätere Tante Milada und eben auch Ludwig teilnehmen. Bei der Heimfahrt mit dem Zug lernten sie sich kennen. Und sie hatten nicht nur den Sport sondern auch den Beruf gemeinsam, beide waren sie Schneider.
Anfangs wohnten sie in der Baumgasse, dort, wo die Baumgasse in die Landstraßer Hauptstraße einmündet, in der Nähe des Augustin-Denkmals. Das Haus war bombengeschädigt und das junge Paar bekam eine Gemeindewohnung. Und weil sie auch den Fiala-Großvater in der Wohnung mit aufnahmen, hatte die Wohnung auch noch ein zusätzliches Kabinett.
Heimarbeit. Sie arbeiteten beide nur einen Teil der Arbeitszeit bei ihrem Arbeitgeber. Die meiste Zeit wurde zu Hause gearbeitet.
Mein Onkel Ludwig war nicht ganz so diszipliniert wie meine Tante Milada. Während sie immer außergewöhnlich sportlich-schlank war, zeigte mein Onkel deutliche Ansätze des rundlichen Fiala-Körperbaus. Leider hat er auch viel geraucht. Aber alles das war gar nichts im Vergleich zu der Lebensart meines Vaters. Bei gelegentlichen Besuchen der „Jungen“ (so nannten sie meine Eltern) ermahnte Ludwig regelmäßig meinen Vater, sich doch mehr auf die Familie als auf Briefmarken und CocaCola zu konzentrieren. Alles war aber ohne weitere Wirkung.
Mein Onkel starb 1971 im Alter von 50 Jahren an den Folgen einer Herzerkrankung.